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Stoeber, Michael
Knoten und Wäscheklammern
Katalog Neue Kunst In Alten Gärten, 2016


Ähnlich wie Ricardo Saro ist auch Degenhard Andrulat ganz und gar und so ausschließlich Maler, dass er zuvor weder als Bildhauer noch als Installationskünstler hervorgetreten ist. Und wie jener hat auch er die Herausforderung angenommen, für Lenthe farbige Objekte zu fertigen, und diese Aufgabe bravourös gemeistert.

Im Obergut hat er einen Turm aus weißen in sieben Etagen in die Horizontale gelegten und ebenso kunstvoll wie stabil miteinander verschränkten Flügelwäschetrocknern errichtet. An ihnen hängen Wäscheklammern in rot, gelb, blau, violett, rot und orange. Der luftige und transparente Turm wirkt wie eine ins Räumliche transponierte, mehrdimensionale Leinwand. Er ist der Bildgrund, auf dem sich die Wäscheklammern wie Bildfiguren verhalten. Dabei verlieren sie ihre spezifische Gegenständlichkeit und gehen ganz in ihrer Farbigkeit auf. Sie interagieren miteinander und schaffen so immer neue Eindrücke, die abhängig sind von Licht und Blickwinkel des Betrachters.

In dem Werk vermag der Betrachter Anklänge an die malerische Praxis des Künstlers zu entdecken, der in seinen abstrakten Bildern ganz auf die Wirkung schichtweiser Übermalung setzt, wobei er die Farbe zum alleinigen Ausdrucksträger macht.

Das ist auch in der zweiten räumlichen Arbeit Degenhard Andrulats der Fall, die er für das Untergut geschaffen hat. Sie ist noch zurückhaltender und transparenter als der Turm, besteht sie doch allein aus miteinander verknoteten, vielfarbigen Wäscheleinen. Auch hier ist der koloristische Eindruck nicht weniger intensiv als in der ersten Arbeit. Wobei die unterschiedlichen Knoten, die der Künstler in ihr verwendet, mit ihrer Syntax des Haltens und Bindens noch eine weitere narrative Dimension jenseits der Sphäre des Häuslichen in das Werk hineinbringen.